01.11.2021
„Man kann von einer Zunahme der Not ausgehen“
Karl Hopfner ist sicherlich einer der Männer, mit denen die Fans und Begleiter des FC Bayern München den großen und vor allem nachhaltigen Erfolg des Vereins in Verbindung bringen. Bettina Model spricht mit ihm über sein Engagement beim FC Bayern Hilfe e.V., Menschen in Not und die soziale Verantwortung eines Global Players.
Karl Hopfner, als Geschäftsführer, Vorstand, Vizepräsident und Präsident des FC Bayern, kann er auf fast 50 Titel blicken, darunter 2001 und 2013 die Champions League und in beiden Jahren auch den Weltpokal. Überwiegend verantwortlich für Bereiche wie Finanzen und Controlling, hat er die Geschicke einer der erfolgreichsten Fußballclubs der Welt maßgeblich beeinflusst.
Über 33 Jahre ist Karl Hopfner bereits mit dem FC Bayern verbunden und seit dieser Zeit einer der führenden Manager Deutschlands. All das ist einer breiten Öffentlichkeit bekannt, jedoch gibt es eine noch ganz andere Seite von Karl Hopfner. Als Vorsitzender des FC Bayern Hilfe e.V, setzt er sich für viele Menschen in Not ein und das schon seit ziemlich langer Zeit. Überhaupt sind nicht viele Eigenschaften von Karl Hopfner bekannt, zumal er auf Öffentlichkeit keinen besonderen Wert legt.
Ich durfte Karl Hopfner einige Fragen stellen.
Bettina Model: Der FC Bayern Hilfe e.V. unterstützt unschuldig in Not geratene Menschen im Bereich Jugend und Altenhilfe, haben Sie den Eindruck, dass die Not im letzten Jahr zugenommen hat?
Karl Hopfner:
Zweck des Vereins ist die selbstlose Unterstützung unschuldig in Not geratener Personen, das können auch aber nicht nur Mitgliedern des FC Bayern München und unseren vielen Fanclubs sein, die ohne eigenes Verschulden in große Schwierigkeiten geraten sind. Wir nehmen uns Einzelschicksalen an, aber darüber hinaus unterstützen wir auch Institutionen, die sich die Hilfe notleidender Menschen auf die Fahne geschrieben haben. Als Beispiel sei hier die Dominik-Brunner-Stiftung genannt und aktuell die Hochwasserhilfe Bayern. Wenn wir die vielen Anfragen nach Hilfe seit Anfang 2020 sehen, kann man von einer Zunahme der Not ausgehen.
Gibt es ein Projekt, das Ihnen ganz besonders am Herzen liegt?
Jede von uns unterstützte Person oder jedes Projekt liegt uns gleichermaßen am Herzen. Besonders sind es natürlich die familiären Schicksale nach Unfällen, die alles von einer Sekunde auf die andere verändern.
Sie waren als Präsident und Vorstandsmitglied des FC Bayern München lange Jahre einer der Top Manager Deutschlands und haben enorme Summen verantwortet. Hat sich Ihre persönliche Sicht auf Armut in dieser Zeit verändert?
Nein, die soziale Verantwortung in Sachen Armut war früher und heute immer bei meinen Tätigkeiten vorhanden. Der FC Bayern München hat sich schon immer sozial engagiert. Unsere zahlreichen sozialen Engagements haben wir schließlich im April 2005 mit der Gründung des FC Bayern Hilfe e.V. gebündelt. Ich war Gründungsmitglied und wurde im Dezember 2009 zum Vorsitzenden gewählt. Auch nach meinem Ausscheiden aus dem operativen Bereich Ende 2016 führe ich die Geschäfte der Stiftung weiter. „Uns allen ist der FC Bayern Hilfe e.V. eine Herzensangelegenheit.“
Wenn Geld keine Rolle spielen würde, welche akuten Notlagen würden sie sofort verändern wollen?
Kinderarmut. Allen Kindern täglich Frühstück, Mittagessen und Abendessen ermöglichen, ein Zuhause bieten, Zugang zu Bildung verschaffen, um die Zukunftschancen dieser Kinder zu erhöhen.
Gesellschaftliche Verantwortung und Wandel sind Top Themen. Glauben Sie, dass sich Wirtschaftsunternehmen in den kommenden Jahren noch intensiver sozial engagieren werden?
Meiner Meinung nach sind viele Wirtschaftsunternehmen heute schon führend was ihr soziales Engagement betrifft. Für viele Firmen hat es eine lange Tradition, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Wenn diese Verpflichtung noch weiter zunehmen würde, kann man es nur begrüßen.
Wer spendet an den FC Bayern Hilfe e.V.? Fans? Fußballer? Oder Spender aus ganz unterschiedlichen Bereichen?
Um es einfach zu sagen: Alle, d.h. Mitglieder, Fanclubs, Spieler, Firmen, Privatpersonen.
Derzeit gibt es über 23.000 Stiftungen in Deutschland, viele von Ihnen sind aufgrund der Niedrigzinsphase in einer schwierigen Lage. Haben Sie als Finanzspezialist einen „Tipp“ wie man mit dieser Situation umgehen könnte?
Die Niedrigzinsphase ist für Stiftungen, die ihr Stiftungskapital erhalten müssen, ebenso problematisch wie das Verlangen von Verwahrgebühren, sprich Negativzinsen, die immer mehr Geldinstitute aufrufen. Deshalb ist es für Stiftungen enorm wichtig, ihre Vermögensverwaltung immer wieder zu überprüfen und z.B. durch Aktienerwerb oder ETFs ihr Stiftungskapital zu verbessern. Auch kann die Politik hier hilfreich sein, wenn z.B. Stiftungen in Verbrauchsstiftungen umgewandelt werden könnten.
Gibt es besondere Ziele, oder Herausforderungen für den FC Bayern Hilfe e.V. im nächsten Jahr?
Immer wieder Spenden einsammeln, um unserem Vereinszweck gerecht zu werden, um weiterhin unschuldig in Not geratenen Personen helfen zu können. Sie brauchen unsere Solidarität heute und morgen, vor allem schnelle und unbürokratische Hilfe, dort wo die Unterstützung am nötigsten ist. Dies ist nur möglich, wenn weiterhin so viele spendenbereite Personen, Firmen oder Institutionen unseren Verein unterstützen. Dafür sagen wir Allen ein herzliches Dankeschön.
Dem können wir uns nur anschließen, haben Sie ganz herzlichen Dank für diesen Blick in die Engagement-Sphäre des FC Bayern.